Empfehlungen
|
 |
Interview
mit Heinrich Ambrosch (25. März 2010)
"Kottan - Kinofilm 2010"
kottan.info: Wann soll der neue Kottan-Film
ins Kino kommen?
Heinrich Ambrosch: Dezember 2010.
kottan.info: War es für Sie als Produzent kompliziert,
diesen Film zu finanzieren?
Heinrich Ambrosch: Es ist immer kompliziert einen Film
zu finanzieren. Kottan ermittelt ist da
keine Ausnahme.
kottan.info: Kottan ist heute eine Wiener Kultfigur.
Wo wird der neue Kottan gedreht?
Heinrich Ambrosch: In Wien um Umgebung. Wo sonst!
kottan.info: Wie schwierig war es, Lukas Resetarits
für den Film zu begeistern und zu engagieren?
Heinrich Ambrosch: Lukas zu begeistern ist nicht das
Problem. Man braucht nur die richtigen Inhalte.
kottan.info: Einige Schauspieler des originalen Kottan-Casts
sind leider schon verstorben. Welche Darsteller wurden
für die wichtigsten Rollen verpflichtet?
Heinrich Ambrosch: Die Verpflichtungen laufen teilweise
noch. Deshalb möchte ich darüber noch nicht
sprechen.
kottan.info: Welche Publikumsreaktionen erwarten
bzw. erhoffen Sie sich auf einen Kottan,
der nach über einem Vierteljahrhundert wieder aus
der Versenkung auftaucht?
Heinrich Ambrosch: In erster Linie erwarte ich mir,
dass die Leute ins Kino gehen. Über die Reaktionen
muss man danach diskutieren.
|
|
 |
 |
 |
Interview
mit Jan Zenker (25. März 2010)
"Kottan - Kinofilm 2010"
kottan.info: Wie kam es zum "Kottan"-Kinofilm?
Jan Zenker: Es ist der letzte Baustein eines "Kottan"-Revivals,
das 2007 mit der überaus erfolgreichen DVD-Veröffentlichung
in Deutschland begonnen hat. Danach kamen die sechs
"Kottan"-Hörspiele der Folgen 20-25,
die der ORF 1984 auf Eis gelegt hatte. 2009 hatte "Kottan"
dann seine Theater-Premiere, die beeindruckend war.
Über 13.200 Besucher haben in 44 ausverkauften
Vorstellungen das Stück im Rabenhof Theater gesehen.
Jetzt müssen wir alle daran arbeiten, den "Kottan"-Kinofilm
zu einem Teil der Erfolgsgeschichte um den Major zu
machen, die 1974 mit einer Kurzgeschichte begann.
kottan.info: Gab es Bedenken?
Jan Zenker: Durchaus. Aber seitdem Heinrich Ambrosch
von SATEL Film beteiligt ist, war klar, dass wir den
Film machen wollen. SATEL Film hatte seinerzeit alle
"Kottan ermittelt"-Folgen für den ORF
produziert, also weiß man schon, worauf es bei
"Kottan" ankommt. Mir war wichtig, dass Lukas
Resetarits wieder den Kottan spielt und dass man die
verfügbaren Schauspieler der Originalbesetzung
für das Projekt gewinnt, was mit Franz Suhrada,
Bibiana Zeller, Chris Lohner und Hanno Pöschl,
um ein paar zu nennen, auch gelungen ist.
kottan.info: Wie schwierig war es für Sie, das
Drehbuch zu schreiben?
Jan Zenker: (lacht) Diese Frage dürfen Sie
dem Produzenten nicht stellen. Nein, eigentlich war
es einfach, in meiner Familie gab und gibt es natürlich
einen engen "Kottan"-Bezug. Ich bin mit "Kottan"
aufgewachsen, der "Kottan"-Schmäh gehörte
bei uns zum Familienleben, da war keiner um eine spitze
bzw. zynische Antwort verlegen. Mein Vater hat immer
viel in der Familie, aber auch in der direkten Umgebung
aufgenommen und dann verarbeitet. Außerdem hat
er alles mehrfach an Familienmitgliedern getestet. Dadurch
kann ich über einige Begebenheiten und Dialoge
der "Kottan"-Folgen ganz anders schmunzeln
als der normale Zuseher, weil ich Personen und Situationen
wiedererkenne, an die ich mich gerne erinnere.
kottan.info: Um was geht es im "Kottan"-Kinofilm?
Jan Zenker: Um die Gier! ... Die Grundidee der Krimihandlung
stammt von meinem Vater, die er für einen Kriminalroman
entworfen hatte. Viel will und darf ich nicht verraten.
Jedenfalls handelt es sich um ein "umwerfendes"
Mörderspiel, das sich zwar nicht bezüglich
des Milieus, aber zumindest strukturell ein wenig im
Geiste Agatha Christies entwickelt.
kottan.info: Wie geht es mit Kottan weiter?
Jan Zenker: Zunächst, 2011, mit einem zweiten
Theaterstück am Rabenhof Theater. Und für
2012, sollte da die Welt doch nicht untergehen, wird
uns sicher auch noch etwas einfallen.
|
|
 |
 |
 |
Interview
mit Lukas Resetarits (25. März 2010)
"Kottan - Kinofilm 2010"
kottan.info: Über ein Vierteljahrhundert ist
es her, dass Sie zuletzt in die Kottan-Rolle
geschlüpft sind. Wie geht es Ihnen mit diesem Comeback?
Lukas Resetarits: Die Gefühle sind gemischt. Einerseits
freue ich mich auf die Arbeit, andererseits spürt
man schon eine aufkommende Nervosität, die aber
dem kreativen Prozess noch zuträglich ist. Gedanklich
bin ich schon schwer mit dem Film beschäftigt.
kottan.info: Welche Motivation steckt dahinter, nach
so langer Pause wieder in einem Kottan-Film
die Hauptfigur zu geben? Waren Sie leicht zu überreden?
Lukas Resetarits: Über die letzten zweieinhalb
Jahrzehnte gab es alle paar Jahre ein Kottan-Projekt,
das meistens ein Gerücht war. Manchmal wurde es
etwas konkreter, es kam aber aus den verschiedensten
Gründen nicht zustande. Für den letzten Anlauf
bei guter Zusammenarbeit mit Jan Zenker, Peter
Patzak, Heinrich Ambrosch sowie zwei Buchversionen,
die immer wieder verbessert wurden bedurfte es
keiner besonderen Überredungskunst.
kottan.info: Wie werden sich der Kottan der frühen
1980er Jahre und der Kottan der Gegenwart voneinander
unterscheiden?
Lukas Resetarits: Äußerlich durch 29 Jahre.
Innerlich gar nicht.
kottan.info: Welche klassischen Elemente
der TV-Serie Kottan ermittelt werden im
Kinofilm wieder aufgegriffen Stichworte: Kaffeeautomat,
Fernsehsprecherin, Autotüren, Gesangseinlagen etc.?
Lukas Resetarits: Alle klassischen Elemente werden vorkommen,
allerdings meist als Zitat, um dann abgeschafft zu werden.
Dafür kommen neue originelle Elemente dazu. Und
Kottan singt diesmal nicht Playback, sondern mit eigener
Stimme, oder Playback zur eigenen Stimme.
kottan.info: Wann werden die Dreharbeiten beginnen?
Lukas Resetarits: Voraussichtlich am 1. Juni 2010.
|
|
 |
 |
 |
Interview
mit Peter Patzak (25. März 2010)
"Kottan - Kinofilm 2010"
kottan.info: Wie ist es für Sie, nach so langer
Zeit wieder an einem Kottan-Film zu arbeiten?
Peter Patzak: Wie wenn man sein liebstes und mit Errinnerungen
geschmücktes Fahrrad im Keller wieder findet. Erstaunlich!
Die Luft ist noch in den Rädern, die Lenkung präzise,
die Bremsen schleifen wie immer und der Arsch passt
noch wunderbar auf den Sattel. Es macht Freude, in die
vertrauten Pedale zu treten.
kottan.info: Haben Sie bei den Dreharbeiten als Regisseur
auch wieder Leute aus dem alten Kottan-Stab
um sich?
Peter Patzak: Alle, die im Frühsommer 2010
noch die Luft genießen können. Allen voran
meine Regieassistentin Sissi Böhler, als die Hände
über der Kostümabteilung Heidi Melinc, Lukas
geliebte Maskenbildnerin Ilse Steiner und viele, die
damals bei mir volontiert haben und heute großartige
Filmschaffende sind.
kottan.info: Werden außer Lukas Resetarits
noch weitere Schauspieler aus der Originalbesetzung
dabei sein?
Peter Patzak: Natürlich Bibiana Zeller, Franz
Buchrieser, der ewige Wirt und Bösewicht Ernst
Konarek, Erni Mangold, Margit Gara, Christiane Rücker,
Chris Lohner, Franz Suhrada, Hanno Pöschl und die
üblichen Verdächtigen in der Fangemeinde von
Kottans Kapelle.
kottan.info: Gibt es Kottans Kapelle
noch?
Peter Patzak: Absender und Empfänger des Films.
Zwei große Auftritte. Nach der entsprechenden
Warnung.
kottan.info: Schon in den letzten Jahren gab es in
verschiedener Hinsicht ein gewisses Kottan-Revival.
Warum? Ist Kottan als Figur so zeitlos?
Peter Patzak: Weil er schon damals unangepasst und mutig
agiert hat. Heute, in einer von Sozialkitsch niedergelogenen
Wirklichkeitswahrnehmung, in einer Idol-falschen gesteuerten
Zeit, die nicht einmal mehr dem Miteinander der Ameisen
folgt, das heißt auch nicht der Natur, vom Habgier-Individualismus
und dem Motto: Exit through the Giftshop
besetzt ist, hat Kottan einiges zu tun.
kottan.info: Im vergangenen Jahr wurden die sechs
seit 1984 ungedrehten Kottan ermittelt-Folgen
Nr. 20-25 als Hörspiele veröffentlicht. Wollen
Sie sich dieser Episoden auch filmisch annehmen?
Peter Patzak: Ich denke, dass dieser Spielfilm einiges
bewirken kann. Zumindest wird es ein hochkonzentriertes
Jahr, in dem es gar nicht erlaubt sein kann, sich auf
etwas anderes zu fokusieren als auf den Widerspruch
von Rien ne va plus.
kottan.info: Welche (bislang) geheimen Details oder
Schmankerl können Sie uns zum Kinofilm verraten?
Peter Patzak: Polizeipräsident Pilch versucht
einen neuen Apparat zu bedienen. Mal sehen, wie das
ausgeht.
kottan.info: Wie wird es mit Kottan weitergehen?
Wird es das?
Peter Patzak: Natürlich. So lange es noch Beteiligte
gibt, die seinen Geist in der Handschrift haben.
|
|
 |
 |
 |
Interview
mit Rudi Roubinek (3. Mai 2009)
"Kottan war Kult"
Im Theaterstück "Kottan ermittelt: Rabengasse
3a" übernimmt Rudi Roubinek, einem breiteren
Publikum als Seyffenstein in "Wir sind Kaiser"
bekannt, die Rolle des Alfred Schrammel. Wie er sich
als Kottans bzw. Supermans Assistent tut und warum er
mit seinem Privatauto die Staatspolizei gerammt hat,
darüber haben wir mit Rudi Roubinek gesprochen.
kottan.info:
Wie haben Sie den TV-"Kottan" seinerzeit
erlebt?
Rudi Roubinek: Na, ja, ich war noch ein Bub damals.
Das erste, woran ich mich bezüglich "Kottan"
erinnern kann, ist die Szene, als Franz Buchrieser als
Kottan im Superman-Kostüm dasteht und der andere
nackt ist. An Peter Vogel kann ich mich nicht erinnern,
am besten habe ich die späteren Folgen mit Lukas
Resetarits im Kopf. Da war ich dann im richtigen Alter
und "Kottan" war auch schon Kult.
kottan.info: War es schwierig, in die Rolle Alfred
Schrammel zu schlüpfen?
Roubinek: Eigentlich nicht, denn das hat sich
gewissermaßen daraus ergeben, wie Kottan mit ihm
umgeht und wie die Figur gestrickt ist.
kottan.info: Ist die Konkurrenz zwischen Schauspielern
so ausgeprägt wie jene zwischen Kottan und Schrammel
im Stück?
Roubinek: Das weiß ich nicht. Aber der
Nowak z.B., der ist ja keine Konkurrenz
- Also,
bei uns im Ensemble sehe ich derartiges nicht, da finde
ich alles sehr harmonisch und kollegial.
Reinhard Nowak (Zwischenruf): Ich hab ihm sogar
eine Pointe überlassen!
Roubinek: Ja, genau, stimmt. Er hat mir eine
Pointe geschenkt.
kottan.info:
Hatten Sie schon einmal unerwünschten Kontakt mit
der Polizei?
Roubinek: Ja, ich habe einmal einen Auffahrunfall
verursacht. Ich war unterwegs zu einem Rendezvous mit
einer hübschen jungen Dame und dementsprechend
aufgeregt. Abgelenkt wie ich war, bin ich auf regennasser
Fahrbahn der Staatspolizei hinten rein gescheppert,
mit einem ziemlichen Karacho. Die Staatspolizei hat
da gerade Alois Mock begleitet, das war so eine Art
Konvoi. Die beiden Herren waren eigentlich recht nett,
zwar baumlang und mit sehr kurz geschorener Frisur,
und die haben mir erklärt, wenn bei einem Konvoi
nicht gesichert ist, dass alle Fahrzeuge bei einer grünen
Ampelphase durchkommen, dann müssen alle stehen
bleiben. Sie haben also sogar zugegeben, dass sie sehr
abrupt stehen geblieben sind, aber ich hätte halt
trotzdem nicht reinfahren dürfen. Es war binnen
zwei Minuten die Funkstreife da und die haben mich dann
beamtshandelt. Aber eigentlich ist eh alles ganz gut
abgegangen.
kottan.info:
Was machen Sie gegenwärtig neben dem Rabenhof-Engagement?
Roubinek: Wir produzieren gerade die dritte
Staffel von "Wir sind Kaiser". Da sind noch
Folgen aufzuzeichnen, Einspieler zu drehen und natürlich
auch die Sendungsbücher zu schreiben, also habe
ich bis Juni noch sehr gut zu tun.
|
|
 |
 |
 |
Interview
mit Reinhard Nowak (22. April 2009)
Meine Lieblingsfigur
war immer der Schrammel
Im Wiener Rabenhoftheater spielt Reinhard Nowak ab Mitte
April 2009 die Figur des Major Kottan im Stück
"Rabengasse 3a". Wir führten mit ihm
ein Gespräch über seine persönlichen
Bezüge zu Kottan sowie über seine Erfahrungen
mit der ganz realen Polizei und Arrestzellen.
kottan.info:
Wie haben Sie "Kottan ermittelt" im Fernsehen
seinerzeit erlebt?
Nowak: Ich war damals erst zwölf Jahre alt - 1976
war die Erstaustrahlung - und da habe ich die ersten
Folgen noch nicht so richtig realisiert, sondern den
"Kottan" erst später mitgekriegt. Wir
hatten damals, glaube ich, sogar noch einen Schwarzweiß-Fernseher
- den ersten Fernseher hatten wir überhaupt erst
zur Mondlandung (1969) bekommen, als ich fünf Jahre
alt war. Als Komödie habe ich "Kottan"
erst später, mit den Folgen mit Franz Buchrieser,
mitbekommen.
kottan.info: War es für Sie schwierig, die Rolle
des Major Kottan zu erarbeiten?
Nowak: Na, eigentlich nicht. Ich habe mich auch nicht
speziell vorbereitet - das mache ich eigentlich nie.
D.h. ich arbeite nicht wochenlang beim Billa, wenn ich
einen Verkäufer, oder bei einer Bank, wenn ich
einen Bankangestellten spielen soll. Ich kann mich so
auch hineinversetzen. Ich habe auch kein Schusstraining
gemacht, weil es gibt ja Leute, die machen monatelang
ein Schusstraining bei der WEGA. Aber ich glaube, das
kriegt man so auch hin. Man kann sich ja sowieso nicht
auf alles vorbereiten. Wie soll man denn vorgehen, wenn
man einen Mörder spielt? Da kann man ja auch nicht
vorher hergehen und schon mal wen umbringen
kottan.info:
Sie sind nun - vom ersten Hörspiel bis zum letzten
TV-Film - der fünfte "Kottan"-Darsteller.
Welcher hat Sie am meisten beeindruckt?
Nowak: Damals, als ich den "Kottan" im Fernsehen
gesehen habe, habe ich Franz Buchrieser am lustigsten
gefunden, denn der hatte einen sehr trockenen Schmäh.
Am lustigsten war für mich aber sowieso immer die
Figur des Schrammel, den C. A. Tichy so trocken und
herrlich "deppert" gespielt hat - da konnte
ich am meisten lachen, das war meine Lieblingsfigur.
kottan.info: Hatten Sie schon einmal unerwünschten
Kontakt mit der Polizei?
Nowak: Na ja, früher schon, wegen Delikten mit
dem Moped oder mit dem Auto. Einmal habe ich sogar eine
Ersatzfreiheitsstrafe angetreten wegen 500 Schilling,
die ich nicht zahlen wollte. Diese Geldstrafe habe ich
damals nicht eingesehen, nur weil da irgendwas mit der
Ab- und Anmeldung nicht geklappt hat, und da bin ich
eine Nacht im Häfen gesessen. Das war ziemlich
ungut, denn ich bin echt schlecht behandelt worden:
Ich konnte nicht auf die Toilette gehen in der Nacht,
denn wenn man geläutet hat, ist einfach keiner
gekommen. Meine Tasche, die ich mit Büchern gefüllt
hatte, um mir die Zeit zu vertreiben, haben sie mir
natürlich weggenommen. Ebenso meine Brille, d.h.
ich hätte sowieso nicht lesen können, und
um 10 Uhr haben sie das Licht abgeschaltet. Dann
bin ich die ganze Zeit einfach so auf der Pritsche gelegen
und das war schon hart. - Die späteren Kontakte
mit der Polizei waren dann dank "Kaisermühlen
Blues" eigentlich immer positiv. Diese Serie war
bei den Polizisten offenbar beliebt und so habe ich
mir schon ein paar Strafen erspart. Das wird aber jetzt
wahrscheinlich wieder anders werden, denn so wie ich
den Kottan spiele, werden sie mich bei der Polizei vielleicht
wieder weniger mögen
den Bonus habe ich
wohl verspielt, in Zukunft werde ich wohl auch wieder
Strafmandate zahlen.
kottan.info: Welche Projekte habe Sie neben dem "Kottan"
aktuell am Laufen?
Nowak: Gegenwärtig bin ich im Fernsehen zu sehen,
in den "Lottosiegern". Außerdem spiele
ich noch mein Kabarettprogramm "Angst", bereite
aber schon ein neues Programm vor, das zu Beginn des
kommenden Jahres Premiere haben wird. Und außerdem
hoffe ich, dass ich endlich einmal die Zeit finde, um
auf eine Runde Golf gehen zu können.
|
|
 |
 |
 |
Interview
mit Jan Zenker (14. April 2009)
Mein Vater hätte
Kottan lieber selbst umgebracht
Am 15. April 2009 erscheinen sechs neue Kottan-Hörspiele,
denen jene Originaldrehbücher Helmut Zenkers aus
dem Jahr 1984 zugrunde liegen, die der ORF damals überraschend
- und für immer - auf Eis gelegt hat. Jan Zenker
zeichnet dafür hauptverantwortlich, dass diese
Episoden von Kottan ermittelt nun doch noch
das Licht der Öffentlichkeit erreicht haben. Wir
haben mit ihm darüber gesprochen...
kottan.info:
Wie kam es zur Produktion der Kottan-Hörspielen?
Jan Zenker: Die Angelegenheit wurde eigentlich durch
EuroVideo ins Rollen gebracht, wo im Herbst 2007 sehr
erfolgreich die gesamte Serie Kottan ermittelt
auf zwei DVD-Boxes veröffentlicht wurde. Durch
die Hintergrundrecherche zu der Edition ist man auf
die ungedrehten, letzten sechs Kottan-Folgen
Nummer 20-25 gestoßen, und diese sollten als Zusatzmaterial
in Form von Hörbüchern der Kottan-Serie
auf DVD beiliegen.
k.i.: Aber Hörbücher sind es nicht geworden...
Zenker: Nein, nach Rücksprache mit meiner Familie
und mit Lukas Resetarits, der als Sprecher der Hörbücher
vorgesehen war, kamen wir zum Schluss, dass man für
ein Hörbuch ein Buch als Prosatext benötigt
- und kein Drehbuch mit Dialogen. Von der neu geborenen
Idee unsererseits, aus den Filmdrehbüchern stattdessen
Hörspiele zu machen, war EuroVideo begeistert,
und so erstellte mein Team relativ schnell ein Konzept.
k.i.: Handelt es sich bei den Hörspielen nun
um das wahre Ende von Kottan, so wie es
auf der Hörspiel-Box steht?
Zenker: Natürlich. 1984 liefen die Vorbereitungen
für die TV-Folgen 20-25. Doch wenige Tage vor Drehbeginn
beschloss Gerd Bacher, der damalige Generalintendant
des ORF, Kottan hinterrücks zu meucheln. Mein Vater
hätte Kottan lieber selbst umgebracht und das wäre
mit der letzten Staffel ohnedies passiert, mit Folge
25 wäre Kottan sowieso 1984/85 vorbei gewesen.
Einen würdigen Abschluss mit dem Ende, das sich
Helmut Zenker vorgestellt hat, gibt es jetzt zumindest
in Hörspielform.
k.i.: Welche Schauspieler konnten zur Mitarbeit an den
Hörspielen bewogen werden?
Zenker: Da es wie gesagt ein würdiger Abschluss
der Serie sein sollte, habe ich versucht, möglichst
viele Darsteller der Originalserie für das Projekt
zu gewinnen, was auch gelungen ist. Die Besetzung liest
sich nun wie ein Whos who der Kottan-Serie:
Lukas Resetarits, Franz Buchrieser, Bibiana Zeller,
Chris Lohner, Franz Suhrada, Kurt Weinzierl, Veronika
Faber und Heribert Sasse.
k.i.:
Kurt Weinzierl wäre wieder als Polizeipräsident
Heribert Pilch vorgesehen gewesen, ist aber leider kurz
vor den Aufnahmen verstorben...
Zenker: Ja, er hatte sich schon gefreut, wieder in die
Rolle des Polizeipräsidenten Pilch zu schlüpfen.
Ich muss mich an dieser Stelle auch bei seiner Lebensgefährtin
Veronika Faber und seiner Tochter Annabel bedanken,
die trotz des schweren Verlustes am Entstehen dieser
Hörspiele mitgewirkt haben.
k.i.: Wer spricht nun die Rolle des Polizeipräsidenten?
Zenker: Mat Schuh ist eingesprungen und hat dem Polizeipräsidenten
eine ganz eigene, tolle Note gegeben. Ich war wirklich
beeindruckt, was er alles mit seiner Stimme anstellen
kann.
k.i.: Was gibt es noch über die Besetzung zu sagen?
Zenker: Dass wir auch den großartigen Wolfgang
Pampel für das Projekt gewinnen konnten, der über
eine der wohl bekanntesten Stimmen des deutschsprachigen
Raums verfügt. Diese lieh er als Synchronsprecher
u.a. den Schauspielern Harrison Ford (Indiana
Jones) und Larry Hagman (J. R. Ewing
aus Dallas). Außerdem ist auch Kottan-Regisseur
Peter Patzak dabei, nämlich als Erzähler.
k.i.: Sie selbst waren nicht nur für die Bearbeitung
der Drehbücher zuständig, sondern fungierten
auch als Produzent und Regisseur.
Zenker: Bei der Bearbeitung habe ich größten
Wert darauf gelegt, die Drehbücher möglichst
authentisch in die Hörspiel-Form zu übertragen,
damit sich der Kreis für alle Kottan-Fans
schließt. Die Regie habe ich übernommen,
nachdem der vorgesehene Regisseur Paul Zagler, der in
Fachkreisen in Österreich und Deutschland hoch
angesehen war, am Tag nach einer Aufnahme unerwartet
im Alter von erst 49 Jahren starb. Ich habe in den letzten
Jahren nicht nur viel mit ihm zusammengearbeitet, sondern
er war auch ein wertvoller Freund.
k.i.: Wann und wo kann man die Hörspiele erwerben?
Zenker: Die Hörspiele werden am 15. April zeitgleich
mit der Premiere des Theaterstücks Kottan
ermittelt: Rabengasse 3a im Rabenhof Theater präsentiert.
Dort kann man sie ab diesem Datum in einer Hörspiel-Box
mit einigem Bonusmaterial auch erwerben. Ab 14. Mai
sollte man sie dann im gut sortierten Fachhandel überall
finden.
k.i.:
Welches Bonusmaterial gibt es?
Zenker: Wir haben einige Schmankerln hineingepackt.
Zum Beispiel haben wir die Telefonprotokolle der ORF-Beschwerdehotline,
die zu Beginn der Kottan-Serie regelmäßig
heiß lief, mit dem Wiener Landespolizeikommandanten
Generalmajor Karl Mahrer aufgenommen. Dieser entpuppte
sich als wahrer Entertainer und gibt die empörten
Anrufe wirklich köstlich wieder.
k.i.: Die Kult-Serie Kottan ermittelt
erlebt 2009 gleich eine Vielfachauferstehung: Theaterstück,
Hörspiele - und immer öfter hört man
von einem Kinofilm. Was können Sie uns dazu sagen?
Zenker: Dass wir intensiv daran arbeiten - aber noch
ist die Finanzierung nicht abgeschlossen. Es schaut
gut aus, aber die Entscheidung wird wahrscheinlich erst
in den nächsten beiden Wochen fallen.
|
|
 |
 |
 |
Interview
mit Thomas Gratzer
(5. April 2009)
"Warum musste man drei
Jahrzehnte auf die Kottan'-Bühnenversion warten?"
Dass am 15. April 2009 in Wien eine Bühnenversion
von "Kottan ermittelt" Premiere hat, ist im
doppelten Sinn ein Verdienst Thomas Gratzers. Einerseits
initiierte er das Projekt in seiner Eigenschaft als
Direktor des Rabenhof Theaters; andererseits zeichnet
er als Regisseur des Stücks "Rabengasse 3a"
nun auch ganz unmittelbar für die Inszenierung
veranwortlich. Wir haben Thomas Gratzer dazu befragt
kottan.info:
Ab 15. April zeigen Sie im Rabenhof Theater eine Bühnenversion
von "Kottan ermittelt".Wie sind Sie auf diese
Idee gekommen?
Thomas Gratzer: Die Figur Kottan ist ja eigentlich erstmalig
(noch unter anderem Namen) in einem Volksstück
von Helmut Zenker am Volkstheater Mitte der Siebzigerjahre
aufgetaucht. Und da diese Figur und das Setting durchaus
auch volksstückartigen Charakter haben, lag es
für mich nahe, das nicht mehr wirklich zeitgemäße
Genre "Volksstück" wiederzubeleben und
Kottan endlich auf die Bühne zu bringen, wo er
ja auch hingehört. Zusätzlich ist ein weiterer
Ansatz, Helmut Zenker durchaus in eine Reihe mit den
großen Bühnenautoren dieses Genres zu stellen,
das geht von Turrini über Kroetz bis hin zu Ödön
von Horvath.
k.i.: Ist Kottan 26 Jahre nach Ende seiner Fernsehkarriere
überhaupt noch eine zeitgemäße Figur?
Wie kann man ihn ins 21. Jahrhundert holen?
Gratzer: Gerade die Dramatisierung der ersten Folge,
"Hartlgasse 16a", bietet sich für eine
zeitgemäße Bühnenadaption an, zumal
das Thema "Ausländerfeindlichkeit" eigentlich
noch stärker geworden ist als damals zur Entstehungszeit,
da mittlerweile ja auch die Politik, auf unappetitliche
Weise, damit auf Stimmenfang geht. Es hat sich thematisch
nichts geändert und somit ist Kottan von zeitloser
Aktualität. Zusätzlich ist auch der karrieretechnische
Infight des Polizeiapparates öffentlich in den
letzten Jahren ein starkes Thema gewesen - die tragische
Figur Horngacher etwa scheint ja durchaus Pilchsche
Züge zu tragen - und auch dies ist schon im ersten
Kottan angedeutet.
k.i.: Wie gelingt es, sowohl "ältere"
Kottan-Fans anzusprechen als auch ein junges Publikum,
das die TV-Serie vielleicht nur vom Hören-Sagen
kennt?
Gratzer: Dies soll einerseits durch die Besetzung gelingen
- "Starmania-Star meets TV-Beauty" -, andererseits
aber auch durch den Ansatz "Na wie wird das funktionieren?".
Ein klassischer Kottan-Fan ist ja geradezu gezwungen,
seinen Fetisch auf Bühnentauglichkeit zu überprüfen
- so hoffe ich zumindest.
k.i.: Wie schwierig oder belastend ist es, mit seiner
Inszenierung einer Wiener Kultfigur gerecht werden zu
müssen?
Gratzer: Man muss sich unbedingt vom großen Vorbild
befreien, sonst ist man gelähmt. Was Zenker und
auch Patzak damals gemacht haben, ragt wie ein Monolith
aus der österreichischen Fernsehgeschichte und
jeder, der damals jung und halbwegs lässig unterwegs
war, konnte sich mit diesem Fernsehformat identifizieren.
Allerdings erinnert in unserer Version keine einzige
Figur, schon vom Typ her, nicht an die großen
Vorbilder, obschon ich beim Buch auf "Werktreue"
achte. Eine Hilfe ist aber sicher auch, dass es auch
im Original drei Kottan-Darsteller gab, die zwar höchst
unterschiedlich, aber doch jeder für sich äußerst
"genial" die Figur Kottan interpretiert haben.
Wichtig war für mich, dass niemand aus der alten
Garde dabei ist, so sehr ich alle damals Beteiligten
schätze, um unvoreingenommen an die Sache ranzugehen.
Man muss den Kottan fürs Jahr 2009 neu erfinden
und ich denke, das wird gelingen.
k.i.:
Die Rollen wurden interessant besetzt. Es spielen erfahrene
Leute neben Menschen, die man nicht unbedingt auf einer
Theaterbühne erwartet hätte. Von welchen Überlegungen
haben Sie sich bei der Besetzung leiten lassen?
Gratzer: Das Rabenhof Theater steht generell für
einen unkonventionellen Zugang zur Kunstform Theater,
dahingehend ist es für uns immer wichtig gewesen
"schräge" Besetzungsideen einfließen
zu lassen und nicht nur klassische Schauspieler zu engagieren.
Robert Palfrader hat etwa im Rabenhof debütiert
und nächste Saison spielt er im Volkstheater den
"Liliom", nachdem ihn Direktor Michael Schottenberg
im Rabenhof als Schauspieler entdeckt hat. Vor Palfraders
Rabenhof-Engagement wäre wohl niemand auf die Idee
gekommen, ihn auf einer Theaterbühne zu besetzen.
Ebenso verhält es sich mit Oliver Baier, der auch
bei mir angefangen hat, die ersten Theaterrollen zu
spielen und siehe da: ab Herbst spielt er als Schauspieler
im Theater an der Josefstadt.
k.i.: Was können Sie uns als Regisseur über
den Probenverlauf verraten?
Gratzer: Spannende Konstellationen, viel Spaß
bei den Proben und durchaus auch Neuentdeckungen fürs
österreichische Bühnengeschehen. Und wenn
der Zuschauer nur halb soviel Spaß hat wie wir,
haben wir schon gewonnen.
k.i.: Welche Rolle spielt die Musik in Ihrer Inszenierung?
Gratzer: Mit dem Engagement der Elektronikformation
"KILO"
haben wir den Schritt in Richtung Avantgarde gemacht,
diese Herren treten unter anderem auch beim renommierten
"Wien modern"-Festival auf. Wichtig war für
mich aber, den Charakter des Original-Soundtracks einzubeziehen,
und damit kommt auch der von mir hochverehrte Georg
Danzer ins Spiel, der von KILO
äußerst sensibel ge-remixt wird.
k.i.:
Das Rabenhof Theater gilt im Allgemeinen als eine Bühne
für kritische, progressiv-alternative bis regelrecht
linke Produktionen. Kann man das auch von Ihrem "Kottan"
sagen?
Gratzer: Das Rabenhof Theater gilt im Allgemeinen als
Alternativ-Mainstream-Hütte, in der Künstler,
Projekte und Produktionen rauskommen, die im klassisch-konventionell-akademischen
Kulturbetrieb keine Chance kriegen, um dann, wenn es
funktioniert (was erfreulicherweise sehr oft der Fall
ist), sofort von jenem Kulturbetrieb aufgesogen zu werden.
In diesem Sinne ist auch "Kottan " im Rabenhof
zu verstehen, denn es stellt sich schon die Frage, warum
man in Wien drei Jahrzehnte auf die Bühnenversion
von "Kottan ermittelt" warten musste?
|
|
 |
 |
 |
Interview
mit Tibor Zenker (2. April 2009)
Kottan hätte gerne
in der Causa BAWAG ermittelt
Österreichs kultigster Polizist ermittelt endlich
wieder. Am 15. April 2009 hat am Wiener Rabenhoftheater
das Stück Kottan ermittelt: Rabengasse 3a
Premiere. Die Website www.kottan.info führte aus
diesem Anlass mit dem Autor Tibor Zenker ein Gespräch
über seinen Kottan-Entwurf, Probleme
der Polizeiarbeit, zeitloses Wienertum, Opiumhöhlen
fürs Volk und die Wirtschaftskrise.
kottan.info:
Am 15. April gibt Kottan sein Debüt
auf der Theaterbühne. Wie ist es dazu gekommen?
Tibor Zenker: Die Initiative ging von Rabenhof-Direktor
Thomas Gratzer aus. Vor etwa zweieinhalb Jahren hat
sich dieser bei uns, d.h. bei meinem Bruder Jan und
mir, gemeldet und uns zu einem Gespräch eingeladen.
Für das Projekt Kottan auf die Theaterbühne
konnten wir uns grundsätzlich alle sehr schnell
begeistern, die Entwicklung hat dann aber doch einiges
an Zeit verschlungen. Wir haben mehrere Ideen, Ansätze,
Konzepte und Entwicklungsschritte durchlaufen und verworfen,
weil wir sie als nicht gut genug oder als undurchführbar
ansahen, um dann letztlich bei einem Konzept zu landen,
das im Prinzip ohnehin von vornherein auf der Hand gelegen
wäre. Ich bin aber sehr froh, dass wir diese produktive
Entwicklung durchgemacht haben und nun auf einer konzeptionellen
Basis das Stück entwickelt haben, die der Figur
Kottan und ihrem Erfinder Helmut Zenker umfassend gerecht
wird.
k.i.: Welches Konzept war das?
Zenker: Wir haben uns zu Beginn die Frage gestellt,
wie es um Kottan 26 Jahre nach seinem letzten Fall im
Fernsehen bestellt ist, wie er ausschaut. Wie hat er
sich weiterentwickelt? Das war nicht leicht zu beantworten,
denn die Kottan-Serie hat 1976-1983 selbst
schon verschiedene Entwicklungsetappen gezeigt, vom
sozialkritischen Realismus über die antiautoritäre
Satire bis hin zur absurd-surrealen, teilweise klamaukartigen
Komödie mit Gesangseinlagen. Dementsprechend hat
sich auch die Kottan-Figur verändert,
vom proletarischen Antihelden, der gegen das allgegenwärtige
Wien-Klischee in Stellung gebracht wird, zum cool-sonnigen
Schmähführer und Bandleader, was aber durchaus
dem Übergang von den 70er Jahren in die 80er entsprach.
Wir waren uns zunächst nicht im Klaren, bei welchem
Kottan wir ansetzen sollten, und versteiften uns dann
auf den Versuch, die letzte Entwicklungsetappe weiterzuspinnen.
Das war nicht nur schwierig und kontroversiell, sondern
letztlich auch immer wieder im Ergebnis unbefriedigend.
Deshalb sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es vielleicht
viel richtiger wäre, Kottan zu seinen eigentlichen
Wurzeln zurückzuführen und von dieser Form
ausgehend ins 21. Jahrhundert zu holen, d.h. auf gegebener
Grundlage neu zu finden.
k.i.: Wie kann man sich das vorstellen? Inwiefern
müssen wir 2009, 26 Jahre nach dem letzten Fernsehfilm,
nun mit einem erneuerten Kottan rechnen?
Zenker: Wir haben Kottan nicht aus dem Nirwana
neu erfunden das wäre auch völlig vermessen
gewesen , sondern wir haben seine ursprüngliche
Form, seinen Charakterrahmen, sein soziales Milieu,
sein Denken und Handeln angenommen und dafür gegenwärtige
Anknüpfpunkte gesucht. Wenn dieser Ausgangs-Kottan
in Interaktion mit gegenwärtigen Gegebenheiten
tritt, dann verändert das verschiedene vorliegende
Facetten, mildert sie ab oder verstärkt sie, fügt
scheinbar neue hinzu, die nur latent vorhanden waren.
Im Ergebnis ist unser erneuerter Kottan im Jahr 2009
nun z.B. geprägt von übersteigertem und fast
schon pathologischem Konkurrenzdenken, wie es uns in
den letzten 20 Jahren der neoliberale Kapitalismus,
der gerade den Bach runter geht, eingetrichtert hat,
von einer institutionalisierten Ausländerfeindlichkeit
und einem Rassismus, wie sie erst Haider und Strache
fast flächendeckend wieder salonfähig gemacht
haben, von einem Sexismus, der nicht mehr bloß
patriarchales Relikt ist, sondern neuer Perspektivlosigkeit
entspringt, sowie von neuen Ängsten, deren Instrumentalisierung
Einschüchterungselemente autoritärer Politik
sind, wie z.B. Islamismus und Terrorismus, Kinderpornografie,
informationsgesellschaftliche Allgegenwart etc.
Unser neuer Kottan ist innerlich gehetzter
und bedrängter, äußerlich härter
und rücksichtsloser. Seine Indifferenz und sein
Nihilismus sind keine tauglichen Mittel mehr gegen die
Zwänge der Gegenwart. In diesem Sinn ist Kottan
auch ein Loser, nicht nur ein Modernisierungsverweigerer,
sondern ein Modernisierungsverlierer, wie
man im Allgemeinen sagen würde in Wirklichkeit
ein Opfer neoliberal-globalisierter Durchdringung der
Gesellschaft. Diesem Faktum kann man progressiv-emanzipatorisch
begegnen oder reaktionär-faschistoid; Kottan tut
letzteres.
k.i.: Das Stück Rabengasse 3a orientiert
sich namentlich offensichtlich an der allerersten Kottan-Geschichte
und am ersten Film Hartlgasse 16a aus dem
Jahr 1976. Ist das auch inhaltlich der Fall?
Zenker: Wir haben uns tatsächlich die Hartlgasse
als Ausgangsbasis vorgelegt, nicht aus Bequemlichkeit,
sondern der Authentizität wegen, um auch die Distanz
zu Helmut Zenkers Originalschaffen gering zu halten.
Das bedeutet aber nicht, dass wir die Geschichte einfach
nur aus dem Brigittenauer Zinshaus in den Erdberger
Gemeindebau verlegt haben. Ein Grundprinzip von Kottan
ermittelt war immer die Unberechenbarkeit, war
immer der Versuch, Erwartungshaltungen zuerst aufzubauen
und zu wecken und dann zu enttäuschen. Das
gilt auch für die Rabengasse. Wir haben
zwar den zugrunde liegenden Mordfall, wie er auch in
der Hartlgasse geschieht, übernommen,
aber in weiterer Folge ist für einige Überraschungen,
zusätzliche Wendungen und nicht zuletzt ein neues
Ende gesorgt. Wer die Hartlgasse kennt,
sollte sich im Theatersessel im Rabenhof also besser
nicht zu sicher fühlen. Und selbstredend treten
natürlich veränderte und andere Charaktere
auf, in einem anderen Umfeld, Unzeitgemäßes
in Form und Inhalt wurde verworfen, aktuelle Realitätsbezüge
wurden geschaffen. Wir sind aber nicht von Grund auf
sadistisch, d.h. es gibt auch den einen oder anderen
Fixpunkt als Anker für Kottan-Kenner.
k.i.: Gibt es einen renitenten Kaffeeautomaten? Abgefahrene
Autotüren?
Zenker: Beides nein. In der Küche des Rabenhoftheaters
führe ich seit Monaten ganz real meinen persönlichen
Kampf mit der Kaffeemaschine das genügt.
Und bei jeder Aufführung ein Auto zu ramponieren,
wäre zwar reizvoll gewesen, erwies sich jedoch
als zu kostspielig. Da hilft auch die Verschrottungsprämie
nichts.
k.i.:
In der Ankündigung des Rabenhoftheaters ist von
einer zeitlosen Gültigkeit der Kottan-Figur
die Rede. Ist Kottan ein klassischer, ein typischer
Wiener?
Zenker: Kottan ist als eine wahrhafte Figur durchaus
ein Wiener Prototyp. Der typische Wiener spielt in aller
Regel nämlich nicht Violine in einem Klassikorchester,
hat keinen Fiaker in der Garage stehen und geht nicht
auf den Opernball. Die Wiener in herkömmlicher
Literatur, in den Medien und in Touristenfoldern waren
früher und sind es oft immer noch
lediglich Zerrbilder aus dem alten Kakanien, die mit
dickem Zuckerguss und ausreichend Grünem Veltliner
die Realität verdecken sollen. Kottan repräsentiert
demgegenüber denjenigen Wiener, den man tatsächlich,
im ganz wirklich echten Leben auf der Straße,
bei der Arbeit, in der Freizeit, beim Einkaufen oder
in öffentlichen Verkehrsmitteln antrifft. Er ist
kein Antiklischee, das alle dem Standard-Klischee unterstellten
positiven Eigenschaften ins Gegenteil verkehrt und somit
einen genauso unwahren negativen Gegenentwurf bloß
gewendeter Klischeehaftigkeit darstellt, sondern er
stellt angenäherte Normalität dar. Er ist
als Mensch unperfekt, ewig unzufrieden, er hat seine
Schwächen und Unzulänglichkeiten, er ist mitunter
ein Querulant, manchmal sogar asozial. Er ist integraler
Bestandteil oder wenigstens Spiegelbild der einfachen,
normalen Bevölkerung Wiens, aus dem Gemeindebau,
aus der Vorstadt. In diesem Bereich und in diesem sozialen
Milieu, wo natürlich in jede Richtung Nuancen bestehen,
ist Kottan als Figur angesiedelt, da kommt er her und
dort wird er in Szene gesetzt. Nicht zu dem Zweck, diese
Menschen zu desavouieren, sondern um sie in ihren Bedingungen
und Begebenheiten, in ihrem Sein zu zeigen, wodurch
ihr Denken, Fühlen, Handeln und Bewusstsein bestimmt
sind. Nur allein dieser Blick lässt die Erkenntnis
über tatsächliche Unzulänglichkeiten
in der Gesellschaft zu, die ja auch nicht aus dem Nichts
entstehen. Kottan ist nicht gerade das, was gerne gesehen
wird, aber das, was gezeigt werden muss. Und in diesem
Sinne ist Kottan nicht nur ein zeitloser Wiener, er
ist ein zeitloser Normalbürger, der sonst
wenn sich die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Eliten des Landes in den Vordergrund drängen
bloß als Kulissenschieber auftreten darf. Aber
diese Eliten sind eben nur eine potemkinsche Gesellschaftsillusion,
dahinter ist es mit der Wiener Gemütlichkeit, Herzlichkeit
und Harmonie nicht weit her. Das wollen wir zeigen,
darum geht es. Und in genau diesem Sinn, im Horvathschen
Sinn, ist unser Kottan im Rabenhof ein Volksstück,
also, um mit Alfred Polgar zu sprechen, zugleich ein
Volksstück und die aufdeckende, entlarvende
Parodie dazu. Ja, Major Kottan ist im
Kern seines Seins und Bewusstseins der zeitlose echte
Wiener unserer Epoche, und zwar nicht in der Comic-haften
Variante eines Mundl Sackbauer. Oberinspektor Marek
war dagegen die überkommene Kunstfigur eines ständig
beförderten bürgerlichen Wunschdenkens, in
dessen Sinne eine etablierte, klassenneutralisierte,
staatstragende und möglichst monopolisierte Kultur-
und Medienindustrie sowie vor allem ein harmonisierter
und seelenloser Unterhaltungsbetrieb eine Opiumhöhle
fürs Volk schaffen sollen. Was das Krimi-Genre
betrifft, ist Kottan da 1976 erstmals ausgebrochen,
aber Kommissar Rex und andere haben uns
wieder zurückgeführt.
k.i.: Kottan ist auch ein besonderer Ermittlertyp
Zenker: Natürlich, bezüglich des Ermittlers
lancierte Kottan ermittelt eine weitgehend
neue Herangehensweise, hier markiert Kottan einen neuen
Archetyp. Hier ermittelt nicht mehr der intellektuelle
und raffinierte Oberinspektor, der Herr Hofrat mit klischeehafter
Wiener Galanterie, sondern ein authentischer, in seiner
Herkunft proletarischer und entsprechend problembehafteter
Kiberer, der nicht beansprucht, staatstragender
polizeilicher Lehr- und Schulmeister zu sein, der eben
das zuvor beschriebene Milieu der kleinen Leute
repräsentiert, seine Schwächen hat und
obwohl Staatsdiener es mit als Schikanen
empfundenen Gesetzen nicht immer so genau nimmt. Und
er weiß auch um seine eigene Unzulänglichkeit
innerhalb eines Systems, das ebenfalls unzulänglich
ist eben deswegen ist Kottan auch zutiefst antiautoritär,
verfügt aber auch selbst nur über eine sehr
brüchige Scheinautorität. Damit war Kottan
seinerzeit ein klarer Gegenentwurf zur gängigen
Darstellung des charakterlich faltenfreien und methodisch
perfekten Ermittlers, zu Fritz Eckhardt als Marek
oder Horst Tappert als Derrick. Das hat
in der deutschsprachigen Krimilandschaft Spuren hinterlassen,
denn heute gibt es in jedem x-beliebigen Tatort-Team
ein Mitglied, das aus der Reihe tanzt, gesellschaftlich
nicht funktioniert, einfach kaputt ist. Das ist aber
nur die Oberflächenvariante. Etwas tiefer betrachtet
bewegen sich Kottans tatsächliche Seelenverwandte
ausschließlich in Wien oder von Wien aus
, diesbezüglich würde ich vor allem
Wolf Haas Brenner, in den Filmen von
Josef Hader dargestellt, nennen, mit Abstrichen auch
Ernst Hinterbergers Trautmann. Für
diese Figuren hat sicher der frühe Kottan ein bisschen
den Weg bereitet. Aber auch das Skurrile hat natürlich
Kottan ermittelt ins Krimi-Genre gebracht
und auch das wirkt nach, aktuell fällt mir diesbezüglich
das Tatort-Team aus Münster ein. Anzumerken
ist noch, der Vollständigkeit halber, dass auch
Kottan nicht vom Himmel gefallen ist, sondern er hat
mit Helmut Qualtingers Radosch einen Vorgänger,
der schon einiges antizipiert hat, wenngleich in der
kleinbürgerlichen Herkunftsvariante.
k.i.:
Welchen Blick auf Polizei, Staatsgewalt oder Politik
lässt Kottan zu? Alles nur Parodie?
Zenker: Ein meines Erachtens gravierendes Missverständnis
besteht darin, Kottan ermittelt als bloße
Polizei-Parodie zu verstehen. Heutzutage wäre es
ohnedies müßig, Witze über die Wiener
Polizei zu machen, denn die Wirklichkeit mit den Herren
Horngacher, Geiger etc. kann sowieso keinerlei Fiktion
toppen. Andererseits wäre es auch verfehlt, denn
die ganz realen Amtshandlungen der österreichischen
Exekutive und die Handlungsdirektiven des Innenministeriums
hinterlassen alle paar Wochen tote Asylwerber, misshandelte
Immigranten, erniedrigte Frauen, menschenrechtsfreie
Bürger, rassistische Hetze und Kinder in Schubhaft.
Das kann man und muss man sogar thematisieren
und wir tun es auch in unserem Stück , aber
mit diesen Dingen ist eben nicht im Police Academy-Stil
zu spaßen, denn dafür sind sie zu gravierend
und zu ernst. Aber zurück zu Kottan.
Wenn Kottan überhaupt eine Parodie
oder Persiflage ist, dann, wie gesagt, gewiss nicht
unmittelbar auf die Polizeiarbeit. Parodiert wurde vielmehr
der gängige Typus ihrer idealisierten öffentlichen
Darstellung, d.h. nicht zuletzt des Kriminalfilms, wie
ihn eben Marek oder Derrick
verkörperten. Kottan ist also vorrangig
auch gewiss keine Polizeikritik das wäre
auch banal , sondern Kultur-, Medien- und vor
allem Gesellschaftskritik, Sozialkritik und somit allem
Schmäh zum Trotz eigentlich eine ernste
Angelegenheit. Und das hat dann natürlich auch
etwas mit dem Staat, seiner Verfasstheit, der Staatsmacht
und Staatsgewalt zu tun, also denn doch schon wiederum
auch mit der Polizei und ihrer Arbeit. Und natürlich
mit allem, was an Interessen mitunter dahinter steht,
etwa das wirtschaftskriminelle Dreieck von Politik,
Ökonomie und organisierter Kriminalität. Kottan
ist ja ewig unzufrieden damit und deswegen als
Ermittler zumeist auch ziemlich wenig engagiert ,
dass er immer nur unbedeutende Fälle, Morde aus
niederen Motiven, zu bearbeiten hat. Hingegen hätte
Kottan sicher sehr gerne in der Causa BAWAG, Eurofighter
oder Meinl ermittelt, wo es, so Kottan, noch Kriminelle
von Format gibt. Da passt Kottan zu Peter Sodann,
ehemals Kommissar Ehrlicher aus dem Leipziger Tatort-Team:
Sodann meinte, als er ankündigte, für die
Linke als deutscher Bundespräsident zu kandidieren,
als realer Polizist hätte er mit Vergnügen
den nicht nur moralisch fragwürdigen Deutsche Bank-Chef
Josef Ackermann verhaftet Kottan gewiss auch,
wenngleich nicht aus jenen finanzkapitalismuskritischen
Gründen, die für Sodann ausschlaggebend sind,
sondern aus oberflächlicheren Motiven.
k.i.: Was würde Kottan zur Wirtschaftskrise sagen?
Zenker: Das kann ich ziemlich genau wiedergeben: Oarsch!,
sagt er im Rabenhof-Stück. Tatsächlich spielt
die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise in
unserem Stück eine Rolle, in mehrfacher Hinsicht.
Kottan selbst ist natürlich ein Opfer der Krise,
das schnell bemerkt, dass die kleinen Leute von den
Banken über den Tisch gezogen werden und die Gstopften
es sich richten wie in der Wirklichkeit werden
die Krisenverluste sozialisiert (auch zulasten Kottans),
die Profite, die es immer noch gibt, bleiben privatisiert.
Als Individualist spürt Kottan freilich seine Machtlosigkeit
dem System gegenüber, er hat keinerlei Ansatzpunkt,
sich erfolgreich zu wehren. Das geht natürlich
nur kollektiv, von unten organisiert und solidarisch,
gegen die Banken und Konzerne und die sie bedienende
Politik. Für Kottan gibt es diese Einsicht nicht,
er steht der Krise hilflos gegenüber. In der wirklichen
Welt wird dies bei den Menschen hoffentlich nicht mehr
lange der Fall sein, denn dass der Kapitalismus keine
rosige Zukunft hat und bieten kann, dessen ist sich
wohl sogar die Wirtschaftskammer schon bewusst geworden.
k.i.: Welche Zukunft hat Kottan selbst?
Zenker: Kottans Zukunft bleibt so, wie sie bisher war:
offen. Verschiedene Projekte sind angedacht oder in
Entwicklung. Aber ich bitte um Verständnis, dass
ich zu laufenden Ermittlungen nichts Konkretes sagen
kann.
|
|
 |
|
|
|